SPEZIALTIPP
POP
Eric Andersen
THE COLOGNE CONCERT
Meyer Records/Rough Trade CO
(40')
Auch als LP erhältlich
Wer Trinkkumpan des „The Band“ -
Mitglieds Rick Danko war, verfügt
wohl über eine eiserne Konstitution.
Zwar hört man der Stimme von Eric
Andersen an, dass seinerzeit in
Woodstock reichlich Hochprozenti-
ges durch die Kehlen geflossen sein
muss, doch tut das der Faszination,
die von seinen akustischen Songs
auch heute noch ausgeht, keinen
Abbruch. Hier singt jemand (im in-
timen Rahmen des Kölner Theaters
„Der Keller“) mit Inbrunst von den
Brüchen in einem langem Leben.
Aktuelle Modeströmungen schei-
nen dem
6 8
-jährigen Althippie nur
ein müdes Lächeln abzuringen,
tfu
MUSIK ★ ★
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KLANG ★
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Yael Naim
SHE WAS A BOY
Tôt Ou Tard/Rough Trade CO
(5V)
Willkommen im Club der singenden
Sirenen. Der erhielt neuerdings mit
der über Gebühr gehypten Rumer
neuen Zulauf, obwohl er doch we-
gen Überfüllung längst geschlossen
werden müsste. Dabei befindet sich
Yael Naim eigentlich in guter Ge-
sellschaft. Ihre Fans mögen neben
Norah jones oder Melody Gardot
vermutlich auch Feist und Gabriela
Cilmi oder Asa, Noa und Emiliana
Torrini.
Die Eintrittskarte hatte ihr kein
Geringerer als Steve Jobs ausge-
stellt.
20 08
erkor der Apple-Chef ih-
ren charmanten Ohrwurm „New
Soul“ als Soundtrack für den Wer-
bespot des.MacBook Air. Daraufhin
eroberte der Song die Charts und
verkaufte sich weltweit zwei Millio-
nen Mal. Während die
1 9 7 8
gebore-
BUILD A ROCKET BOYS!
Polydor CD (auch als LP erhältlich) (52 )
A lela Diane
ALELA DIANE &
Rough Trade/Beggars/Indigo CD
Ein Vergnügen wie die majestati-
i
sehe Pop-Hymne „One Day Like
This“ war der Grund für die Popu-
larität, der Etbow sich seit der CD
„The Seldom Seen Kid“ erfreut.
Die neuesten Songs kreisen um
Jugend,
Ideale,
Erwartungen,
Freund-schaft-auch verschwun-
j
dene, wehmütig erinnerte. Wobei
der Jugendchor des Halle-Orches-
ters Atmosphäre und Gefühle bei
einigen Aufnahmen sehr schön
betont. Der überschwänglich le-
bensbejahende Optimismus von
„Open Arms“ kontrastiert scharf
mit der morbiden Tristesse von
„The Night Will Always Win“ . Kein
„easy listening"!
F.Sch.
MUSIK ★ ★ ★ ★ ■ <
KLANG ★
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Wer könnte Folk-Innerlichkeit und
Erdung im eigenen Heim besser ver-
körpern als Alela Diane? Mit ihrer
„neuen“ Band Wild Divine, in der
Ehemann Tom Bevitori und Vater
Tom Menig an den Gitarren zu hö-
ren sind, stellt sie sich jedoch der
Welt weit mehr als vorher: Ihr neu-
es Album wirkt straffer, aufgeräum-
ter und mehr dem Pop zugewandt
als die beiden Vorgänger, dabei
nicht
weniger
zauberhaft
und
schmeichelnd. Auch wenn der Ver-
gleich hinkt: Es scheint, als ob die
2 7
-jährige Folk-Chanteuse aus Port-
land nun vom Mädchen zur Frau ge-
worden ist. Ihr zuzuhören macht
mehr Spaß denn je.
pb
MUSIK ★
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KLANG ★
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ne Sängerin auf ihrem selbstbeti-
telten Hitalbum auch Hebräisch und
Französisch sang, beschränkt sie
sich nun in allen
13
Kompositionen
auf die englische Sprache. „She
Was A Boy“ wirkt dadurch homoge-
ner. Dennoch ist auch diesmal für
Abwechslung gesorgt. Vom fröhli-
chen Shuffle des Openers „Come
Home“ über das bluesige „Never
Change“ bis zum elegischen „My
Dreams“ verbindet Yael Naim Folk,
Pop und Orientalisches mit subtilen
Rhythmen zu einer sympathischen
Melange aus Verträumtheit und
Weltschmerz.
Beschwingte
Mit-
schnipp-Nummern wie „Go To The
River“ wechseln sich ab mit drama-
tischen
Streicherballaden
ä
la
„Today“ , das man als Referenz an
„Yesterday“ deuten mag. Immerhin
ließ sich die französisch-israelische
Chanteuse einst neben Mozart auch
| von den Beatles zum Musikmachen
° bewegen.
|
„Mystical Love“ verweist wiede-
rum auf amerikanische Einflüsse,
und „Man Of Another Woman“ lässt
kurz ihren nahöstlichen Background
durchschimmern. Erneut stand ihr
Multi-Instrumentalist David Dona-
tien aus Martinique als kongenialer
Producer zur Seite. Zusammen
schufen sie ein transparent klin-
gendes Album, auf dem kein Song
überflüssig ist.
Wolfgang Zwack
MUSIK ★ ★ ★ • *
KLANG ★
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Die französisch-israelische Chan-
teuse Yael Naim legt ein rundes,
transparent klingendes Album vor
Okay, so mancher Reim holpert un-
gelenkdaher und wird von EdoZan-
ki mit sanftem Zwang ins Versmaß
gepresst, und auf die langweilige
Bearbeitung von Rio Reisers „Lass
uns ein Wunder sein“ hätten wir ver-
zichten können. Angesichts des pa-
ckenden Rests sind diese Mängel
jedoch zu verschmerzen. Denn der
„Prophet des guten Geschmacks“
(Jim Rakete) beweist in Songs zwi-
schen R&B, Soul und Funk wiede-
rum seine Stilsicherheit, sein Ge-
spür für authentische Musik. Dass
alles höllisch groovt und klanglich
stets auf den Punkt kommt, versteht
sich bei einem Producer wie Zanki
von selbst.
hake
MUSIK
KLANG ★
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Dubbige Downbeats und leichter
Tangoflair - ab und an gepaart mit
einer zarten, zerbrechlichen Stim-
me: der perfekte „Café del M ar-
Sound? Das Rezept der reduzierten
Produktion gefiel der Thicvery Cor-
poration, weshalb nun auch das
vierte Studiö-Album von Federico
Aubele auf deren Eigenlabel ESL er-
scheint. Der Ortswechsel des Ar-
gentiniers von Buenos Aires nach
Berlin drückte offenbar auf seine
Stimmung, die nur Gastsängerin Na-
talia Clavier etwas aufhellt. Ansons-
ten bleibt er sich selbst und der Me-
lancholie treu. Fans einer Band wie
dem Gotan Project werden ihm si-
cherlich gerne ein Ohr leihen.
WZ
MUSIK
KLANG ★ ★
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Das DR-Logo gibt den DynamikutiifanR des Tonträgers .in. Nähere Infos unterwww.stereo.de
6/2011 STEREO 131